Ein Pixel stirbt nie allein.
Etwas wird aufgenommen.
Ein Moment, eine Wahrheit, eine Geste.
Nicht gestellt, nicht geplant.
Ein kurzer Blick, ein leises Innehalten, ein echtes Stück Welt.
Du versuchst, es zu zeigen.
Doch kaum ist es im System, ist es nicht mehr dasselbe.
Es wirkt weicher. Gleichmäßiger. Unauffälliger.
So, als hätte jemand den Ton runtergedreht, bevor jemand wirklich hinhört.
Und genau das ist der Punkt.
Denn es geht hier nicht um das, was du teilen willst.
Es geht darum, was zugelassen wird.
Was angenehm ist. Was vorhersehbar ist. Was keine Fragen aufwirft.
Nicht laut. Nicht auffällig. Nur… angepasst.
Systeme wie die von Meta funktionieren nicht wie Medienhäuser.
Sie funktionieren wie Schleusen.
Sie lassen durch, was nützlich ist – für ihre Ziele. Für ihre Statistiken. Für ihre Berichte an Investoren.
Der Rest wird nicht blockiert. Er wird entwertet. Entkräftet. Neutralisiert.
Das Gefährlichste daran:
Es geschieht nicht offen.
Es geschieht in der Stille.
Was du zeigst, darf bleiben.
Aber nicht so, wie du es gemeint hast.
Weil deine Absicht nichts zählt. Sondern nur, was daraus gemacht werden kann.
Wir reden von Unternehmen, die sich selbst als Plattformen bezeichnen.
Neutral, passiv, dienend.
Tatsächlich aber greifen sie ein.
Nicht, indem sie sagen: „Das darfst du nicht.“
Sondern indem sie deine Beiträge in ein Raster pressen, das sie selbst entworfen haben.
Nicht mit Schere. Mit Struktur.
Es geht nicht darum, was du mitteilst.
Es geht darum, was du werden sollst.
Verlässlich. Berechenbar. Formbar.
Dein Verhalten wird beobachtet.
Deine Vorlieben werden gespeichert.
Deine Unsicherheiten katalogisiert.
Und mit jedem Like, jedem Scroll, jedem Klick – wirst du ein Stück mehr Teil der Maschine.
Ohne es zu merken.
Und wer leidet darunter?
Nicht die Architekten dieser Systeme.
Sondern die, die zu jung sind, um sich zu wehren.
Die, die glauben, sie müssten so sein wie das, was sie jeden Tag sehen.
Studien über psychische Gesundheit bei Jugendlichen?
Die Kurven zeigen nach unten.
Angst, Einsamkeit, Selbstverletzung – alles steigt.
Vor allem bei Mädchen.
Vor allem bei denen, die täglich stundenlang scrollen.
Die Konzerne wissen das.
Sie haben eigene Untersuchungen dazu.
Und sie tun – nichts.
Weil Aufmerksamkeit der Rohstoff ist.
Und instabile Nutzer bleiben länger. Scrollen mehr. Klicken öfter.
Und so wird aus Schwäche ein Geschäftsmodell.
Am Ende geht es nicht um ein paar verzerrte Bilder.
Nicht um ein paar kaputte Clips.
Es geht darum, was wir verlieren, wenn wir glauben, das sei normal.
Wenn wir vergessen, dass echte Gedanken Zeit brauchen.
Dass Wirklichkeit nicht in Reaktionen passt.
Dass Würde nicht im Feed entsteht.
Man hat uns beigebracht, mit allem einverstanden zu sein.
Solange es flüssig läuft. Solange der Bildschirm leuchtet.
Aber vielleicht ist es Zeit, den Blick zu heben.
Und zu merken, dass wir nicht frei kommunizieren –
sondern zugelassen werden.
In Dosen. In Form. In Häppchen, die niemandem zu viel zumuten.
Die Frage ist nicht, was wir senden.
Sondern was wir geworden sind.
Denn während sie uns erzählen, dass ihre Plattformen offen sind,
filtern sie systematisch aus, was stört.
Nicht was falsch ist – sondern was unbequem ist.
Was Fragen stellt, statt Inhalte zu „liefern“.
Was Realitäten zeigt, die sie lieber ungesendet lassen.
Man sieht es, wenn es um Kriege geht.
Um Kolonialismus. Um Palästina.
Plötzlich verschwinden Beiträge. Accounts werden gesperrt. Hashtags blockiert.
Und dann sagen sie: „Ein Fehler im System.“
Diese Fehler passieren immer nur in eine Richtung.
Gegen Stimmen, die sich nicht in ein PR-kompatibles Weltbild fügen.
Gegen alles, was zu klar benennt, wer wirklich kontrolliert –
und wer schweigen soll.
Sie nennen das Vielfalt.
Sie nennen das Demokratie.
Sie nennen das Community Guidelines.
Tatsächlich aber ist es digitale Stilllegung.
Eine ausgeklügelte Art, Menschen sprechen zu lassen – ohne gehört zu werden.
So entsteht keine offene Gesellschaft.
Sondern ein System, das Stille inszeniert – unter dem Deckmantel von Ordnung.
Und der größte Trick dabei?
Dass wir es freiwillig füttern.
Täglich. Minütlich. Mit allem, was wir eigentlich sagen wollten.
Irgendwann wird es genug sein.
Genug von dem, was diese Plattformen zerstört haben.
Und es wird eine Gegenbewegung geben –
nicht aus Wut geboren, sondern aus Gewissen.
Weil das Gute immer gewinnt.
Weil wir – egal welche Herkunft, Religion oder Idee –
Brüder und Schwestern sind.
Und weil wir das Ungerechte nur gemeinsam besiegen können.
Nicht laut. Nicht blind.
Sondern klar. Menschlich. Unaufhaltsam.