Wenn der Duft von früher fehlt, aber du trotzdem den Tisch deckst.
Heute ist Bayram.
Aber draußen klingelt kein Kind mehr.
Keine Plastiktüte in der Hand,
kein schüchternes „Bayramınız mübarek olsun“ im Treppenhaus.
Diese Zeiten sind vorbei.
Wie so vieles.
Wir leben zwischen Hochhäusern, Paragraphen und Terminen.
Zwischen Steuerbescheiden und stillem Heimweh.
Unsere Kinder wissen mehr über iPads als über Misvak.
Und doch…
irgendetwas in uns
stellt heute den Tee auf.
Nicht aus Gewohnheit.
Nicht aus Nostalgie.
Wir feiern, weil es unser Glaube ist.
Und vielleicht auch,
weil wir heimlich auf die alten Tage hoffen.
Auf die Stimmen im Treppenhaus.
Auf das warme Lächeln vor der Tür.
Auf das, was mal selbstverständlich war –
und heute fast verschwunden ist.
Heute ist Sonntag.
Eh klar, dass wir nichts machen.
Aber auch wenn Montag wäre:
Heute gäbe es kein Briefing.
Kein Konzept.
Kein Angebot.
Nur Stille.
Und ein stilles Gebet,
dass keiner von uns sich verliert in diesem Lärm.
Bayram in Deutschland ist anders.
Leiser.
Eckiger.
Aber vielleicht auch ehrlicher.
Und bevor wir’s vergessen:
Das hier ist kein Zuckerfest.
Nie gewesen.
Denn wer 30 Tage lang mit leerem Magen gebetet,
mit müden Augen gewartet
und mit stillem Herzen gehofft hat,
der verdient mehr
als einen Begriff, der klingt wie ein Kindergeburtstag.
„Zuckerfest“ – das wurde erfunden von Leuten,
die mit dem Fasten nichts anfangen konnten,
aber trotzdem irgendwie mitreden wollten.
Ein nettes Wort für ein Fest,
dessen Tiefe sie nie betreten haben.
Aber wir nennen es, wie es heißt:
Ramazan Bayramı. Oder auf Arabisch: Eid Mubarak.
Bayram ist die Belohnung.
Nach Disziplin.
Nach Geduld.
Nach innerem Ringen.
Süßigkeiten gibt’s auch – klar.
Aber sie sind nicht der Sinn.
Sie sind nur das Lächeln
am Ende eines Monats voller Stille.
Frohes Fest,
an alle, die heute innerlich noch einen Tisch decken.
Ob allein oder mit Familie.
Ob mit Groll oder mit Frieden.
Es zählt, dass du noch spürst.
Dass du noch glaubst.
Dass du noch da bist.