Warum die Digitalisierung in Deutschland ein schlechter Witz ist.
Deutschland – viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, Exportweltmeister, Ingenieursnation. Und doch: Wenn es um Digitalisierung geht, wirkt es, als hätte jemand den WLAN-Router vom Amtshaus 1997 nie wieder eingeschaltet.
Während Länder wie Estland digitale Identitäten, Gesundheitsakten und e-Residency längst flächendeckend eingeführt haben, schickt man in Deutschland noch immer Formulare mit der Post – oder schlimmer: per Fax.
Der bittere Status Quo – Zahlen, die weh tun:
Was machen andere Länder besser?
Warum die nächsten 10 Jahre entscheidend sind:
Die digitale Rückständigkeit ist keine Komfortfrage mehr – sie ist ein systemisches Risiko. Deutschland riskiert, in der globalen Wettbewerbsdynamik abgehängt zu werden:
Und dann sind da noch die „intelligenten“ Telefonbots:
Sie heißen Clara, Sophie oder „digitale Assistenz“. Klingen freundlich, fragen höflich – doch am Ende bleibt nur eines:
Sie sollen entlasten, doch sie frustrieren. Sie sollen helfen, doch sie blockieren. Und wenn man endlich durchkommt, wünscht man sich einen echten Menschen – oder wenigstens ein funktionierendes Fax.
Bonus: E-Rezept – das neue Mysterium
„Das Rezept ist auf Ihrer Karte gespeichert – aber erst ab 13 Uhr gültig.“
So oder so ähnlich klingt es heute in vielen Praxen. Doch das E-Rezept wird nicht auf der Karte gespeichert, sondern auf einem sicheren Server. Die Karte dient nur zum Abrufen. Warum also die Wartezeit?
Weil viele Praxen den digitalen Prozess noch manuell „freischalten“. Aus Angst. Aus Unsicherheit. Oder weil das System einfach nicht flüssig läuft.
Digitalisierung ohne Verständnis ist wie ein Elektroauto, das man mit Diesel betankt.
Was jetzt passieren muss:
Aktueller Stand 2025 – Daten, Zahlen, Enttäuschung
Deutschland befindet sich im digitalen Halbschlaf – mit hochtrabenden Ambitionen, aber erschreckend schwacher Umsetzung. Im aktuellen Digital Economy and Society Index (DESI) der EU belegt Deutschland Platz 20 von 27 – weit abgeschlagen hinter Estland, Dänemark oder Portugal. Das 2017 verabschiedete Onlinezugangsgesetz (OZG), das bis Ende 2022 sämtliche Verwaltungsleistungen digitalisieren sollte, ist faktisch gescheitert: Anfang 2025 sind lediglich 196 von 575 Leistungen bundesweit digital verfügbar. Die Bürgerzufriedenheit mit E-Government liegt bei mageren 62 %, während über 70 % der Deutschen längst digitale Services auf dem Niveau von Netflix & Amazon erwarten.
Auch in der Wirtschaft herrscht digitale Ernüchterung. Unternehmen bewerten ihren eigenen Digitalisierungsstand im Durchschnitt mit der Schulnote 2,8 – und das bereits im dritten Jahr in Folge. Die elektronische Patientenakte (ePA), seit Januar 2025 verpflichtend, bleibt größtenteils leer: Der technische Rollout in Arztpraxen stockt, die Infrastruktur greift nicht, der Nutzen bleibt abstrakt. Gleichzeitig könnte laut Bitkom jährlich bis zu 73 Millionen Tonnen CO₂ durch eine konsequent digitalisierte Infrastruktur eingespart werden – doch statt konkreter Lösungen gibt es Übergangsregelungen, Schulungspilotprojekte und föderale Abstimmungsrunden im Quartalsrhythmus.
BundID & DeutschlandID – Ein digitales Phantomkonto
Seit 2020 existiert die sogenannte BundID – ein Nutzerkonto des Bundes, das Bürgern den Zugang zu digitalen Verwaltungsleistungen erleichtern soll. Bis Anfang 2025 wurden über fünf Millionen Konten registriert – doch kaum jemand weiß, wie man sie nutzt oder wozu sie tatsächlich dient. Die Integration in Landesportale ist unvollständig, die Nutzerführung kryptisch, der Funktionsumfang überschaubar. Viele haben das Konto – nutzen es aber nie. Gleichzeitig kursieren Begriffe wie ELSTER, eID, Smart-eID, DeutschlandID, De-Mail oder EU-Wallet – wer hier durchblickt, hat den digitalen Führerschein bereits verdient. Die geplante Weiterentwicklung zur DeutschlandID soll eine europäische Identitätslösung ermöglichen, wirkt aber 2025 eher wie ein weiterer theoretischer Baustein in einem Flickenteppich der Zuständigkeiten.
Was übrig bleibt, ist eine digitale Identität ohne Identität – ein Konto, das existiert, aber niemandem nützt. Eine Bürokratie, die sich selbst digitalisiert hat, ohne zu verstehen, was digitale Benutzerfreundlichkeit eigentlich bedeutet. Willkommen in einem System, das lieber absichert als ermöglicht, lieber registriert als begeistert – und den Bürger dabei vergisst.
Fazit: Während die Welt sich neu erfindet, druckt Deutschland noch Formulare. Wenn wir jetzt nicht handeln, verlieren wir nicht nur Zeit – wir verlieren Anschluss, Vertrauen, und letztlich unsere Relevanz.
Digitalisierung ist kein Luxus. Sie ist Überlebensstrategie.
Also: Schluss mit Faxromantik – und rein in das digitale Zeitalter. Oder wir faxen uns selbst ins Aus.
Was wir tun – und anders machen:
Und das Beste? Alles, was wir tun, ist smart, skalierbar und zukunftsfähig.
Deutschland braucht keine neue Strategie. Es braucht Umsetzung. Genau hier kommen wir ins Spiel:
Digitalstrategie? Eher ein Planspiel für Geduldige.
Fragt man nach Fördermitteln für die Digitalisierung, landet man in einem bürokratischen Bermuda-Dreieck: Wer kein Jurastudium, Steuerberaternetzwerk und nervenstarkes Sekretariat hat, verliert sich schnell im Formulardschungel zwischen BMWK, BAFA, Digital Jetzt, go-digital, NRW.Bank und lokalen IHK-Projekten. Und selbst wenn man durchkommt, heißt es am Ende oft: „Förderfähig – aber nicht förderbar.“
Anders gesagt: Digitalisierung in Deutschland ist wie ein Escape Room, in dem der Schlüssel hinter einem Faxgerät versteckt wurde – und der Strom aus ist.
Einmal Antragschaos mit Extra Bürokratie, bitte.
Wer sich den Wahnsinn antut und einen Förderantrag durchzieht, wird belohnt mit: Audits, Zwischenberichten, Verwendungsnachweisen und – wenn’s ganz wild läuft – der Rückforderung von Geldern, weil eine Rechnung nicht exakt auf den Förderzeitraum passt. Willkommen in der kafkaesken Realität digitaler Transformation made in Germany.
Die Folge? Viele verzichten. Viele geben auf. Viele machen einfach „analog weiter“ – aus purer Überforderung. Und das in einem Land, das sich als Innovationsstandort versteht.
Deutschland, ein Land der Ideen. Leider nicht ihrer Umsetzung.
Wir haben Thinktanks, Strategiepläne, Digitalgipfel und Zukunftsvisionen – aber keinen funktionierenden Upload für PDF-Dokumente ohne Fehlermeldung. Wir investieren Milliarden in KI-Forschung, aber nicht in funktionierende Schul-WLANs.
Und wir träumen von Gaia-X und europäischer Datensouveränität, während das Bürgeramt in Herne immer noch dreimal klingelt, bevor jemand rangeht – nur um mir dann erst mal die Öffnungszeiten und sämtliche E-Mail-Adressen vorzulesen, die entweder nie oder viel zu spät beantwortet werden.